Textilrecycling
Was passiert mit gesammelten Altkleidern?
Die Nutzungsdauer neuer Kleidung wird in unserer schnelllebigen Zeit immer kürzer. Vor allem Oberteile, Hosen und Schuhe überleben kaum ein ganzes Jahr im Kleiderschrank. Jacken, Mäntel und Kleider werden meistens erst nach mehr als drei Jahren aussortiert.
Laut einer Studie nahm das Sammelaufkommen von Altkleidern in Deutschland in den letzten Jahren zu: 2018 fielen über 15 Kilogramm pro Person an. Etwa 88 Prozent der Alttextilien wurden verwertet: 62 Prozent wurden als Secondhandkleidung wiederverwendet, rund 14 Prozent wurden zu Putzlappen und Dämmstoffen verarbeitet und weitere 12 Prozent wurden recycelt. Der Rest (rund 12 Prozent) wurde verbrannt.
Die Sammlung von Alttextilien erfolgt überwiegend durch Altkleidercontainer, daneben auch durch karitative Kleiderkammern, Haussammlungen oder die direkte Abgabe beim Textilrecycler. Sie ist für Bürgerinnen und Bürger kostenlos.
Die Alttextilien werden manuell nach Sorten, Artikeln und Qualitäten in bis zu 350 Fraktionen sortiert. Vor allem die Nachfrage aus den Empfängerländern, die von Jahreszeit, Klimazone oder kulturellen Besonderheiten abhängt, beeinflusst die Sortierung. Insbesondere in Osteuropa und den Entwicklungsländern Afrikas und Asiens gibt es einen hohen Bedarf an gebrauchter Kleidung.
Aus Kleidungsstücken, die nicht mehr tragfähig sind, werden zum Beispiel Putzlappen hergestellt oder recycelte Textilfasern für die Automobilherstellung, den Maschinenbau oder die Druckindustrie gewonnen.
Wie entsteht Recycling-Mode?
Durch den Recyclingprozess werden die Textilfasern kürzer und verlieren somit an Qualität. Um aus alten Stoffen „neue“ Kleidungsstücke herzustellen, müssen Recyclingfasern daher mit Frischfasern gemischt werden. Gängige Beispiele für Kleidungsstücke mit einem Anteil an recycelten Polyesterfasern sind Funktionskleidung, Jeans oder Jacken. Kleidung aus Mischgewebe, z. B. einer Mischung aus Polyester und Baumwolle, lässt sich nur schwer recyceln. Sie gibt es jedoch immer häufiger, da z. B. Polyester günstiger ist als Baumwolle. Die Trennung der Fasern ist sehr aufwendig und wirtschaftlich unrentabel. Ein Faser-zu-Faser-Recycling findet also kaum statt. Alttextilien aus Mischgewebe werden meist zu Dämmstoffen verarbeitet.
„Neues“ Garn für die Textilherstellung lässt sich aus recyceltem Polyester herstellen. Dieser wird überwiegend aus gebrauchten Plastikflaschen gewonnen. Die Flaschen werden gehäckselt, synthetisch zerlegt und geschmolzen. Daraus wird dann ein Faden gezogen. Für die Herstellung eines T-Shirts werden ca. fünf Flaschen benötigt. Der Prozess kommt im Gegensatz zur Produktion von frischem Polyester ohne den endlichen Rohstoff Erdöl aus.
Für die Fertigung von Recycling-Mode aus Baumwolle können nur Stoffe verwendet werden, die zu 100 Prozent aus Baumwolle bestehen und weder Reißverschlüsse noch Aufdrucke aufweisen.
Stoffreste und Verschnitte aus der Textilfertigung lassen sich leichter recyceln als Altkleider, da sie sortenrein erfassbar sind. Das lohnt sich aber nicht immer, da beispielsweise konventionelle Baumwolle nur wenig teurer ist als Recycling-Baumwolle.
Upcycling statt Recycling?!
Eine Möglichkeit, Kleidung weiterzuverwenden, ist es, sie umzugestalten, sodass sie dem eigenen Geschmack wieder entspricht bzw. wieder tragbar ist. Aus zu kurz gewordenen, langen Jeans werden durch Abschneiden Shorts. Auch aus Stoffresten lassen sich mit viel Handarbeit Kleider schneidern. Als Geschäftsmodell für den Massenmarkt eignet sich Upcycling von Altkleidern dennoch nicht, da in der Regel keine Kollektionen, sondern nur Unikate entstehen.
Fazit: Weniger ist mehr!
Damit erst gar nicht so viele Altkleider anfallen, die dann aufwendig re- oder upgecycelt werden müssten, sollten wir weniger Kleidungsstücke kaufen, die dafür aber von höherer Qualität sind, und uns häufiger für Second Hand entscheiden. Im besten Fall wird Kleidung so lange getragen, wie es nur geht.
Für Kleidungsstücke, die nicht mehr getragen werden, aber in einem guten Zustand sind, gibt es mittlerweile jede Menge Möglichkeiten, diese weiterzuverwenden: Flohmärkte, Second-Hand-Shops, Sozialkaufhäuser, Kleidertauschpartys, Kleiderei oder Online-Plattformen wie ebay, vinted, Kleiderkorb etc.
Weitere Anregungen findet ihr außerdem in unserem Beitrag zum Thema „Textilmüll vermeiden“:
Textilmüll vermeiden – den Kleiderschrank umweltfreundlicher machen
Quellen: