Sharing is caring
77,4 Prozent der privaten Haushalte verfügen über mindestens ein Auto. Dieses steht jedoch häufig in der Garage, auch die Bohrmaschine und weitere Werkzeuge aus dem Werkzeugkoffer kommen viel zu selten zum Einsatz. Der Vollautomat hat die Filterkaffeemaschine abgelöst und diese steht im Keller. Doch macht diese Art der Produktnutzung heute noch Sinn?
Wer kennt die Situation beim Aussortieren nicht? Klamotten, Kopfhörer, CDs & DVDs sowie Bücher und viele andere Gegenstände, die wir nur selten oder gar nicht benutzen, fallen uns dabei in die Hände. Schon mal daran gedacht, den Gegenständen ein zweites Leben in einem neuen Zuhause zu geben?! Denn was für den einen ein Staubfänger ist, kann für den anderen vielleicht eine Freude bereiten oder das Leben erleichtern. Warum nicht die zu klein gewordenen Winterjacken der Kinder gegen größere tauschen? Oder den Rasenmäher gemeinsam mit dem Nachbarn nutzen?
Der Trend geht hin zum kollektiven Konsum: Immer mehr Menschen besinnen sich auf die Prinzipien Tauschen, Schenken, Reparieren und Wiederverwenden. Das ist nicht zuletzt die Folge des gewachsenen Bewusstseins für Nachhaltigkeit in der Gesellschaft. Laut einer PWC Studie möchten in Zukunft rund zwei Drittel der Deutschen Produkte oder Dienstleistungen teilen oder leihen.
Die Idee, Dinge zu teilen, ist an sich nicht neu. Möglichkeiten, Gegenstände zu mieten oder zu pachten, gibt es schon genauso lange wie Flohmärkte, Aushänge an schwarzen Brettern und Nachbarschaftshilfen. Doch das Ausmaß und die Art der Verbreitung solcher Konzepte haben sich in den letzten Jahren stark verändert: Mit der Organisation über das Internet und der damit besseren Vernetzung sind die Angebote rasant gestiegen. An die Stelle von Aushängen in Supermärkten sind lokale Tauschgruppen in sozialen Netzwerken und extra gegründete Online-Plattformen getreten, in denen Dinge spielend leicht verschenkt oder verliehen werden können.
Die Nutzung von Second Hand-Angeboten und Leihbörsen ist schon lange kein Zeichen mehr für Bedürftigkeit, sondern eher ein Statement für eine bewusstere Lebensweise. Ziel ist es, Impulse gegen die steigende Verschwendung und Müllproduktion zu setzen. Für die Unterstützer dieser Idee rücken damit neue Fragen in den Vordergrund:
Was brauche ich wirklich? Was kann ich entbehren? Muss ich das wirklich neu kaufen?
Und das Beste: Tauschen und Teilen fördern nicht nur den Zusammenhalt und das Vertrauen in der Gesellschaft, es ist auch noch gut für die Umwelt. Denn je weniger wir neu kaufen, desto weniger wird weggeworfen und neu produziert. Darüber hinaus sammelt man Erfahrungen und tauscht sich aus, denn nicht nur Gegenstände, sondern auch Wissen und Kenntnisse werden geteilt.
Wenn Ihr nun selbst Lust bekommen habt, Dinge zu tauschen, zu leihen oder zu verschenken, haben wir hier einige Tipps für Euch:
Bücherschränke
In vielen Städten stehen sie schon, zum Beispiel in Frankfurt auf der Berger Straße oder in Marburg in der City-Passage: Bücherschränke sind für jeden zugänglich. Das Prinzip ist denkbar einfach: Du stellst Bücher hinein, die Du schon gelesen hast oder nicht mehr brauchst, und nimmst Dir dafür andere Bücher aus dem Schrank, die Dich interessieren.
Foodsharing
Jeder kennt solche Probleme: Nach der Party ist wieder mal viel zu viel Essen übrig geblieben oder der Kühlschrank ist kurz vor dem Urlaub noch halb voll. Die Lebensmittel sind viel zu schade, um sie wegzuschmeißen. Doch was macht man mit ihnen? Auf Plattformen wie foodsharing.de kannst Du als Privatperson Lebensmittel, die Du nicht mehr benötigst, an Personen in Deiner Region verschenken. Das geht übrigens auch als Händler oder Produzent. So findet auch die krumme Gurke oder ein Apfel mit einer Druckstelle noch einen dankbaren Abnehmer.
Free Your Stuff
Auf Facebook gibt es fast für jede größere Stadt eine „Free Your Stuff“ Gruppe. Hier kannst Du Dinge, die Du nicht mehr brauchst, als Angebot („Give“) in die Gruppe einstellen und verschenken. Brauchst Du selbst etwas Bestimmtes, kannst Du ein Gesuch („Need“) schreiben. Mit etwas Glück hat ein anderes Mitglied genau diese Sache zu Hause und möchte sie Dir schenken oder leihen.
In unserem Monatsthema über Slow Fashion findest Du auch einige Tipps, wo Du Deine alte Kleidung tauschen kannst, statt sie einfach wegzuwerfen: sauberhaftes-hessen.de/slow-fashion.
Kollektiver Konsum – eine einfache, nachhaltige und soziale Idee, die das Potential hat, die Debatte über Eigentum und Konsum dauerhaft zu beeinflussen.
Mit unseren Tipps könnt Ihr es ganz einfach selbst ausprobieren, Geld sparen und gleichzeitig Ressourcen schonen!
Eben ganz nach dem Motto: Sharing is caring.