Plastik ist nicht gleich Plastik
Wofür stehen PET, PE oder PP? Warum sollte man auf den blauen Ring im Deckel des Schraubglases achten? Und gehört wirklich alles aus Plastik in den Gelben Sack bzw. die Gelbe Tonne?
Die beliebtesten Kunststoffe und ihre Anwendung
Kunststoff wird aus dem begrenzten Rohstoff Erdöl hergestellt. Dazu wird das Erdöl destilliert und das daraus entstandene Rohbenzin im sogenannten Cracking-Verfahren in Kohlenwasserstoff-Verbindungen aufgespalten. Diese werden im letzten Schritt durch Synthese zum gewünschten Kunststoff geformt. Je nach Syntheseverfahren entsteht einer dieser drei Kunststofftypen:
- Thermoplaste: behalten im kalten Zustand ihre Form, können aber durch Erhitzen immer wieder verformt werden
- Duroplaste: erweichen nicht beim Erwärmen – wichtig z. B. für Bremsbeläge, Föne oder Topfgriffe
- Elastomere: auch im kalten Zustand verformbar, fallen aber immer wieder in ihre ursprüngliche Form zurück wie z.B. bei Gummibändern oder Matratzen
Insgesamt gibt es hunderte von Plastikarten, aber rund 69 Prozent der weltweiten Kunststoffproduktion machen die vier Standardkunststoffe PE, PP, PS und PVC sowie das viel genutzte PET aus (UBA 2017). Nachstehend erfahrt Ihr, wofür diese Kürzel stehen und wofür sie oft genutzt werden. Wegen der speziellen Beschaffenheit haben wir als Beispiel Polyurethan (PUR) in der Liste ergänzt:
Kürzel | Name (und Typ) | Beispiele für die Anwendung |
PE | Polyethylen (Thermoplast) |
PE-HD (hohe Dichte): Waschmittelflaschen, Abfalleimer, Plastikrohre, Kunstholz PE-LD (niedrige Dichte): Tragetaschen, Eimer, Seifenspenderflaschen, Plastiktuben, Folien |
PET | Polyethylenterephthalat (Thermoplast) |
Flaschen, Polyesterfasern, Folien, Lebensmittelverpackungen |
PP | Polypropylen (Thermoplast) |
Lebensmittelverpackungen, DVD- und Blu-ray-Hüllen, Stoßstangen, Innenraumverkleidungen, Industriefasern |
PS | Polystyren / Polystyrol (Thermoplast) |
Spielzeug, Blumentöpfe, Videokassetten, Aschenbecher, Koffer, Lebensmittelverpackungen wie Joghurtbecher, Dämmstoff |
PUR | Polyurethan (Duroplast oder Elastomer) |
Haushaltsschwämme, Matratzen, Polstermöbel, Schuhsohlen, Elastan |
PVC | Polyvinylchlorid (Thermoplast) |
Hart-PVC: Fensterrahmen, Rohre, Schallplatten Weich-PVC (enthält Weichmacher): Kabelummantelungen, Bodenbeläge |
Mikroplastik in der Kosmetik
Mit 30,5 Prozent (Stand 2017) wird Plastik größtenteils für Verpackungen eingesetzt. Doch auch in Produkten selbst, speziell in Kosmetikartikeln, finden sich Kunststoffe in Form von Mikroplastik. Ob ein Shampoo, Peeling oder eine Creme Mikroplastik enthält, kann der Verbraucher an den Inhaltsstoffen (z. B. „Polyquaternium“) erkennen. Einfacher geht es mit dem BUND-Einkaufsratgeber für Mikroplastik oder kostenlosen Apps wie Code Check und Beat The Microbead.
Glasdeckel ohne Weichmacher
Weichmacher sorgen dafür, dass Stoffe elastischer sind und werden deshalb oft in Kunststoffprodukten eingesetzt. Einige dieser Weichmacher wie Phthalate oder Bisphenol A, kurz BPA, sind allerdings potenziell gesundheits- und umweltschädlich. Sie können z. B. in Trinkflaschen, Konservendosen, Verpackungen, Kassenbons und Schnullern stecken. Hinweise wie „BPA-frei“ helfen dabei, BPA zu vermeiden. Tipp: Fertiggerichte nie in der gekauften Packung erhitzen und den Kunststoff Polycarbonat (kurz PC, Recyclingcode „07“) vermeiden. Ist er zu alt und brüchig, kann er besonders viel BPA freisetzen. Wer bei Einweg- bzw. Einmachgläsern BPA vermeiden will, schaut sich die Innenseite der Schraubdeckel genauer an: Ein blauer Ring bedeutet, dass kein PVC und keine Weichmacher enthalten sind.
Alternative Bio-Plastik?
Bio-Plastik liegt im Trend. Doch das Recycling ist problematisch, denn nur wenige biobasierte Kunststoffe sind bisher auch biologisch abbaubar. Bio-Plastik braucht für das Kompostwerk zu lange, um sich abzubauen, und gehört deshalb nicht in den Bio-, sondern in den Restmüll!
Solange Bio-Plastik kaum recycelfähig ist, gilt es, Verpackungen daraus eher zu vermeiden und Mehrwegprodukte sowie Produkte aus Recycling-Plastik zu bevorzugen. Daneben darf Bio-Plastik ebenso wie herkömmlicher Kunststoff niemals in die freie Natur geworfen werden.
Plastikentsorgung
Viele nehmen an, Plastikabfälle gehören immer in den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne. Das stimmt nicht: Im Gelben Sack oder der Gelben Tonne werden Verpackungen entsorgt. Dazu gehören zum Beispiel:
- Metallverpackungen (Getränke- und Konservendosen, Kronkorken und Kunststoff-Kork, Schraubverschlüsse von Flaschen und Behälterglas)
- Aluminiumverpackungen (Beutel und Einwickelfolie, Joghurtbecherdeckel, Aluminiumschalen, Tuben)
- Kunststoffverpackungen (Flaschen für Spül-, Wasch- und Körperpflegemittel, Joghurt- und Margarinebecher, Plastiktüten, Verpackungsfolien, geschäumte Verpackungen für Obst und Gemüse/ Styropor)
- Verbundmaterialien (Vakuumverpackungen, Getränkekartons, Gefrierverpackungen)
In den Restmüll gehören dagegen (z. B.):
- Gießkannen, Schüsseln oder Eimer aus Kunststoff
- Zahnbürsten
- Kugelschreiber
- Spielzeug
- Klarsichthüllen
- Videokassetten
- Staubsaugerbeutel
- Malerfolie
- Wärmflaschen
- Windeln
- Backfolie/-papier
PET-Flaschen und Dosen mit Pfandsymbol gehören in den Pfandautomaten. Sperrige Kunststoffprodukte, wie alte Gartenmöbel, sind ein Fall für den Sperrmüll oder Wertstoffhof.
Mehr Recycling von Plastik
Anfang 2019 wurden in Deutschland die Recyclingquoten für Kunststoffverpackungen von 36 auf 58,5 Prozent erhöht. Ab 2022 soll die Quote nochmals auf 63 Prozent steigen. Neben einem 5-Punkte-Plan für weniger Plastik und mehr Recycling hat das Bundesumweltministerium (BMU) Ende 2019 die Kampagne „Nein zur Wegwerfgesellschaft“ unter dem Motto „Weniger ist mehr“ ins Leben gerufen. Darüber hinaus plant das BMU eine Initiative, um die Qualität und Akzeptanz von Produkten aus recyceltem Kunststoff (Rezyklaten) zu steigern. Laut BMU wurden 2017 12 Prozent Kunststoff-Rezyklate eingesetzt, insbesondere in Produkten des Bau- und Verpackungssektors. Hier gibt es also durchaus noch Luft nach oben…