Thema des Monats

Thema des Monats

Thema des Monats September:

Eine kleine Historie des Abfalls

Eine kleine Historie des Abfalls

Was passiert eigentlich mit unserem Abfall? Diese Frage haben wir im Thema des Monats Mai beantwortet. Doch wie wurde früher mit allem umgegangen, das nicht mehr zu genutzt wurde? Schließlich hat es schon seit Menschengedenken Dinge gegeben, die nicht mehr gebraucht wurden und irgendwie entsorgt werden mussten. Oder eben auch recycelt werden konnten.

 

Wie wurde früher Müll und Unrat entsorgt?

Die moderne Abfallwirtschaft, wie wir sie heute kennen, begann sich in Europa seit dem 16. Jahrhundert zu entwickeln. Das Bevölkerungswachstum in den Städten, damit verbundene hygienische Probleme und die Verbreitung von Epidemien führten zu einer Auseinandersetzung mit der Art und Weise, wie der Abfall, damals Unrat genannt, beseitigt werden könnte und mündete in frühen Formen der Organisation von Müllabfuhren. Bis dahin wurde der Unrat einfach aus dem Fenster geworfen – Gemüsereste und abgenagte Knochen zersetzten sich zwar auf natürliche Weise oder wurden von Tieren gefressen, jedoch entsorgte man auf diese Weise auch Fäkalien. Später dann, im 18. Jahrhundert, setzte sich die Ansicht durch, dass insbesondere schlechte Luft, also weniger sichtbare als unsichtbare Verunreinigungen für Krankheiten ursächlich seien, sodass allmählich Lösungen für dieses Problem entwickelt wurden. So gab es zwar schon in der Antike Kanalisationen und Abwassersysteme, doch dieses Wissen ging im Mittelalter weitgehend verloren und musste zunächst “neu erfunden” werden. Doch bis es so weit war, und die Problematik des Abfalls mit Abwassersystemen und organisiertem Abtransport des Unrats gelöst werden konnte vergingen mehrere hundert Jahre. Die Klagen über Schmutz im öffentlichen Raum mehrten sich bis dahin. Einen nicht unerheblichen Einfluss hatte hierbei auch das Aufkommen des Bürgertums und die damit einhergehende Etablierung von Idealen wie Sauberkeit und Ordnung, die damit verbundenen Veränderungen der Schamgrenzen, sowie Privatisierungs- bzw. Verhäuslichungsprozesse. Dennoch gab es die erste Müllabfuhr, wie wir sie heute kennen, in ihrer organisierten Funktion als Dienstleister, erst ab Ende des 19. Jahrhunderts: In einigen Städten sammelten sogenannte Gassenmeister den Unrat ein, andernorts holte man gegen Bezahlung den Müll mit Pferdewägen bei den Bürgern ab und brachte ihn aus der Stadt.

 

Wie lief Recycling vor Beginn des 20. Jahrhunderts ab?

Wie bereits erwähnt, wurde nur Unrat entsorgt, der nicht mehr zu gebrauchen war, wie eben Gemüsereste oder Tierknochen – alles andere war zu wertvoll, um es zu entsorgen. Aus alten Stoffresten wurde neue Kleider genäht, aus Metallresten wurden beispielsweise Nägel hergestellt, defekte Dinge wurden repariert oder umgearbeitet und dieses Denken hielt sich bis weit ins 20. Jahrhundert. Heute können im globalen Norden fast nur noch die Menschen, die einen Krieg erlebt haben, von Mangelerfahrungen berichten, die man hier in Zeiten der ständigen Verfügbarkeit und geringen Kosten für neue Waren nicht mehr kennt. Geprägt durch den wirtschaftlichen Aufstieg, wuchs nach dem zweiten Weltkrieg die Menge des Abfalls in industrialisierten Ländern und es kamen neue Abfallsorten hinzu. Produkte der chemischen Industrie, Kunststoffe und Elektroschrott machten es notwendig, ein System der Mülltrennung zu etablieren. Was kann wiederverwendet und aufbereitet werden, was soll beseitigt werden? Umweltfragen gewannen erst nach und nach an Bedeutung, je deutlicher die endliche Verfügbarkeit vieler natürlicher Ressourcen wurde.

 

Es wird kaum überraschen, dass im Zuge dieser Entwicklungen auch die Menge des Abfalls wuchs. So betrug die durchschnittliche Menge von Unrat, die man zu Beginn des 20. Jahrhunderts pro Kopf verursachte noch 170kg im Jahr, davon: 110kg Asche und Kehricht und 25kg Küchenabfälle. Heutzutage kommt man in Deutschland auf ein durchschnittliches Jahresabfallvolumen von rund 450kg pro Kopf – das ist fast drei Mal so viel.

 

Die Problematik des immer weiter steigenden Abfallvolumens ist zu einem der zentralen Probleme des modernen Menschen geworden. Die Umwelt leidet unter den enormen Mengen von Plastikmüll, der in die Ozeane geschüttet wird. Nicht fachgerecht entsorgter Sondermüll vergiftet Böden und Gewässer und die immer noch vielenorts durchgeführte Praxis der Müllverbrennung ohne Filteranlagen lässt Schadstoffe in die Luft gelangen.

 

Besser, man geht mit gutem Beispiel voran und legt Wert auf die richtige Mülltrennung, versucht Geräte möglichst lange zu nutzen und im Zweifel zu reparieren oder benutzt Mehrwegsysteme bei Verbrauchsartikeln, um so wenig Abfall wie möglich zu produzieren. Vielleicht konnte dieser Artikel auch ein wenig dazu inspirieren, sich in eine andere Zeit hineinzuversetzen und damit zu hinterfragen, ob etwas wirklich in den Abfall gehört, oder doch noch in irgendeiner Weise wiederverwendet werden kann. Ideen hierfür finden sich in unserem Artikel über Upcycling und auf zahlreichen Seiten im Netz.

 

Quellen:

https://www.br.de

https://www.grueneliga-berlin.de/

https://link.springer.com/

https://www.roth-container-express.de/