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Thema des Monats Juli:

Bau mit Recycling-Materialien

Bau mit Recycling-Materialien

Das erste, was einem einfallen wird, wenn man das Wort Recycling hört, sind wahrscheinlich gelbe Säcke und das damit verbundene Aufbereiten von Kunststoff, Aluminium und weiteren wiederverwendbaren Haushaltsmaterialien, Handysammelstationen zur Rückgewinnung von Rohstoffen wie Gold, Silber oder Kupfer oder Wertstoffhöfe, auf die man allerlei Gut bringen kann, das nicht in den Hausmüll gehört. 

 

Ein nicht zu unterschätzender Anteil des jährlich aufkommenden Abfalls entsteht jedoch im Baugewerbe, insbesondere beim Abriss von alter Bausubstanz. Und so landen jährlich etliche Tonnen Bauschutt auf Mülldeponien. Zwar wurde dieser Bauschutt bislang auch recycelt, indem etwa Ziegelsteine, Beton oder Gips zermahlen und dann als Untergrundstabilisierung im Straßenbau oder zur unterirdischen Einbettung von Rohren und Leitungen verwendet wurde, jedoch entstand in den vergangenen Jahren auch ein neuer Trend im Baugewerbe: Aus alter Bausubstanz neue Gebäude errichten. 

 

Hierbei haben sich vor allem drei Ansätze entwickelt, die durchaus auch ein Potenzial haben, langfristig die Art und Weise, wie wir über den Bau, die Konstruktion und auch die Ästhetik von Gebäuden denken, zu verändern: 

 

1. Recycelter Bauschutt als neues Baumaterial 

Die niederländische Firma “Stonecycling” stellt Ziegelsteine, besser gesagt Klinker aus altem Bauschutt her und wirbt dafür mit Produktnamen wie “Raw.”, “Punched.”, “Sliced” oder “Shine”. Die zu mindestens 60 Prozent aus recycelten Materialien bestehenden Steine sind hierbei verwend- und belastbar wie herkömmliche Ziegelsteine und dementsprechend für dieselben baulichen Zwecke geeignet. Der große Vorteil besteht neben der Einsparung von wertvollen Rohstoffen und der damit einhergehenden Vermeidung von Umweltzerstörung auch in der Einsparung von CO2-Emissionen, da die Herstellung von herkömmlichen Steinen äußerst energieintensiv ist: Rund ein Drittel des in Europa emittierten CO2 geht auf die Herstellung von Baumaterial zurück. Stonecycling wirkt diesem Trend entgegen und setzt damit ein Signal, das bereits wahrgenommen wurde: In New York, Amsterdam und Rotterdam wurden bereits Häuser, aus diesen Recyclingsteinen gebaut. 

 

2. Recyclingkunststoffe im Bau

Kunststoffe sind äußerst vielseitige Materialien, die heute aus kaum einem Bereich des Lebens mehr wegzudenken wären. Dennoch mag die Idee, mit Kunststoffen zu bauen zunächst etwas irritierend wirken, wird man in diesem Bereich wohl in erster Linie an Backstein, Beton, Stahl und vielleicht noch Glas denken. Doch gerade Kunststoffe, die besonders gut recycelt werden können, haben auch hier Einzug gehalten – zum Beispiel in Form von Styroporbeton. Hierbei wird zerkleinertes Styropor dem Beton beigemischt, wodurch eine erhöhte Wärmedämmung durch den großen Luftanteil im Styropor erreicht wird. Außerdem gibt es bereits erste Ansätze, im Straßenbau Kunststoffe zu verwenden. Die ebenfalls niederländische Firma KWS Infra arbeitet hier an Straßenbelägen aus recyceltem Kunststoff. 

 

3. Recyceltes Holz als Bausubstanz 

Nicht nur Holzreste, also Abfälle der Holzherstellung, sondern bereits als Bausubstanz verwendete Hölzer können im Baugewerbe (wieder)verwendet werden. Das beweisen die folgenden Beispiele: 

 

Das Jellyfish Theatre in London wurde 2010 vom Künstler und Architekten Martin Kaltwasser sowie rund 100 freiwilligen Helfer*innen gebaut – unter ausschließlicher Verwendung von bereits benutztem Holz.  Das als temporäres Gebäude umgesetzte Projekt bot Platz für rund 130 Zuschauer*innen während des Oikos Theatre Festivals und der London Week of Architecture. Verwendet wurden unter anderem folgende Materialien: Einwegpaletten, Fund- und Abfallholz, Theaterkulissen, Dachpappe, Sperrmüll und Baustellenreste. 

 

Einen etwas anderen Ansatz verfolgte ein Projekt nach Plänen des Architekturbüros Cityförster in Hannover: Bei dem Einfamilienhaus wurde zwar weitgehend versucht, bereits verwendete Materialien zu verwenden, jedoch gelang das nicht zu 100 Prozent. Der entscheidende Ansatz ist aber, dass die Holzkonstruktion des Gebäudes nicht verleimt, sondern lediglich verschraubt ist. Der Gedanke ist hierbei, dass die Holzelemente so wiederverwendet werden können, sollte man sich irgendwann dazu entscheiden, das Haus wieder abzubauen. 

 

 

Wie diese drei Ansätze zeigen, gibt es bereits vielfältige Entwicklungen, den Gedanken der Wiederverwendung und damit der Schonung von Natur und Umwelt im Bereich der Bauwirtschaft zu verankern. Eine sehr positive Entwicklung, die ganz im Sinne der Abfallvermeidung ist und damit auch zur einer sauberhaften Vorstellung davon beiträgt, wie man in Zukunft mit Rohstoffen und Ressourcen umgehen kann.

Foto: © Tolu Olubode